Donnerstag, 8. September 2016

Märchenwiese

Märchenwiese, 04.09.2016, 19:15 Uhr 

Heute habe ich in den Abgrund geschaut, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, was mich heute erwartet, wäre die Tour für mich vielleicht ausgefallen.
Ich musste an Frau Dr. Gräfe denken, die vor kurzem zu mir sagte: "Wären nicht 2 Wochen Wellness-Urlaub besser für Sie?". Aber ich habe alles überlebt. 
Wir sind jetzt auf der berühmten Märchenwiese (3304 m) mit fantastischem Ausblick auf den greifbar nahe gelegene mächtigen Gipfel des Nanga Parbat (8126 m). 

Aber der Reihe nach:
Heute morgen begannen wir unsere Tour wieder auf dem Karakorum Highway. Links neben uns strömte tief unter der Indus, dahinter gingen die grauen Bergmassive steil hoch, rechts neben uns waren auch oft Felsen und Berge. Es gibt hier keine Leitplanken oder ähnliches, man hätte also Chance auf freien Flug hinunter in den Indus. Der Highway ist oft durch Geröllmassen und Wasser beschädigt und manchmal ziemlich eng. Deswegen wird es auch immer spannend, wenn einer der großen bunten LKW entgegenkommt. Ampeln gibt es keine und Verkehrsschilder nur sehr wenig, dann in der Art: Road is hilly, don't be silly oder better late than never. 

An der Rakiote-Brücke stiegen wir in offene, geländegängige Jeeps um, Berndt, unser Guide und ich in einen und Kristina, Ulrike und der Bergführer in den anderen. Dann begann der Albtraum. Wir fuhren einen Bergpfad, den die Jeepfahrer selbst angelegt hatten, in Serpentinen steil nach oben. Die Kurven waren oft so steil, dass der Fahrer zurücksetzen musste und ich glaubte, jeden Moment in den Abgrund zu stürzen. Der Pfad war exakt so breit wie der Jeep, auf der einen Seite gähnte stets der Abgrund. Ich konnte grade noch zu Berndt sagen: "Ich hatte eine schöne Zeit mit dir.", dann habe ich konsequent auf die Bergseite gestarrt und versucht, mein Gehirn auszuschalten. 
Plötzlich erschien nach einer Kurve im strahlend blauen Himmel der schneebedeckte Nanga Parbat vor uns. Dort konnten man halten, Fotos machen und danach habe ich die Fahrt etwas besser überstanden. Wir mussten den Jeep noch einmal wechseln, da eine Brücke so beschädigt war, dass wir sie nur zu Fuß überqueren konnten. 
Auf der Höhe von 2555 m verließen wir die Jeeps. Dann ging es mit Rucksack zu Fuß weiter. Unser schweres Gepäck trugen kleine Pferdchen den Weg hinauf. Schon bald bemerkten wir, dass wir diese Höhe doch noch nicht gewöhnt sind. Das Atmen viel zunehmend schwerer, das Herz raste und die Beine wollten auch nicht mehr. Ich habe mich Meter für Meter gequält und musste immer wieder stehen bleiben. Ungefähr auf Höhe 3040 m haben wir in einem kleinen Holzhaus eine Rast gemacht und Tee getrunken. Wir wurden übrigens die ganze Zeit von einem pakistanischen Polizisten zur Sicherheit begleitet. 

Von da ab konnte ich dann zügiger laufen, aber das Herz pumpte immer noch ganz schön. Große Sorgen habe ich mir über Berndt gemacht, dem es deutlich schlechter ging. Er war einige Male soweit dass er nicht mehr weiterlaufen konnte und wollte. Nur mit großer Mühe und letzter Kraft hat er die Märchenwiese erreicht. Auch nach dem Abendbrot ging es ihm nicht besser, so dass sowohl Berndt als auch der Reiseleiter entschieden, dass er morgen nicht mit zu Basislager läuft. Auch ich soll nun die halbe Tour laufen, da dann ein sehr stwiler und nicht ungefährlicher Anstieg kommt, für den ich einfach zu lange Zeit brauchen würde. Man muss aber Mittags im Basislager sein, um pünktlich zurückkehren zu können. 

Es ist 19 Uhr schon stockdunkel und ziemlich kalt. Zum Schlafen haben wir dicke Decken und nutzen zusätzlich unser Schlafsackinlett, um nicht zu frieren. Mal sehen, was der morgige Tag bringt und ob es Berndt besser geht.
Unterwegs in den Bergen

So haben wir die Straße vor uns gesehen

Der Pass

am See

Könnt Ihr den Highway sehn?

Umstieg in die Jeeps

eine Brücke über den Indus

Blick aus dem Jeep

Blick zurück

erster Blick auf den Nanga Parbat

Unsere Hütten vor dem Nanga Parbat

Ein Stück Highway und Indus

Kurze Rast

Unser wohlverdientes Abendbrot

am Pass

unsere Hütten

zu Fuß über die Brücke

Blick aus dem Jeep

Wir haben nicht die Seiten gewechselt, das ist unser Polizeischutz

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