Mittwoch, 4. März 2020

Ein leiser Abschiedsschmerz

Gondar, 03.04.2020, 15:00

Vor dem Abendbrot haben wir gestern noch lange mit Benni und Iris, dem Ehepaar aus Israel und Crum und Sophie, dem jungen Paar, zusammengesessen und erzählt. Wir haben Daten ausgetauscht und wünschen uns alle, in Kontakt zu bleiben.
Nach dem Abendbrot gab es eine Überraschung für mich. Kirobell, unser Guide, unser Koch und sein Gehilfe, haben mir ganz herzlich zum Geburtstag gratuliert und Kuchen, eine Kerze und Rotwein mitgebracht. Heute Früh wäre dafür keine Zeit mehr gewesen. Ich habe den Kuchen abgeschnitten und mit Berndt je ein Stück gegessen. Die Äthiopier fasten zur Zeit und konnten daher nicht mitessen. Zwei Stück habe ich mir für heute einpacken lassen und mit dem Rest sind wir in die Küchenhütte gegangen und haben es mit den anderen 4 geteilt. Dazu gab es Ingwertee und ein kleines Lagerfeuer und so hatten wir schon eine Vorparty. Erst als es in der Hütte zu rauchig wurde, sind wir in unsere Zelte gekrochen.

Heute Früh haben alle noch einmal gratuliert. Wir haben uns herzlich verabschiedet. Benni und Iris wollen heute einen 4400ter bezwingen und erst am Abend nach Gondar kommen und die anderen beiden ziehen noch ein paar Tage in den Bergen umher.

Nachdem alles Gepäck, Zelte, Kochutensilien usw. im Toyota Landcruiser verstaut waren, fanden auch wir 6 Leute neben dem Fahrer Platz. Wir mussten wergen des Staubes mit geschlossenem Fenster fahren und hatten Glück, dass der Fahrer wegen des Geruchs nicht ohnmächtig geworden ist. Noch einmal haben wir diese traumhafte Landschaft genossen und nehmen ein bisschen wehmütig Abschied von diesem wunderschönen Fleckchen Erde.

In Debark haben wir unsere Begleiter für 5 Tage und deren Gepäck abgesetzt und sind noch ca. 1 Stunde weiter bis Gondar gefahren. Hier im Hotel haben wir erst einmal geduscht, alle Sachen gewechselt, trinken jetzt ein Flächschen Sekt und warten nun auf unsere Abfahrt zum Flughafen.

Äthiopien ist ein sehr interessantes Land, welches sich wirklich zu besuchen lohnt.






Das Eingangstor zum Nationalpark


Enati (4046 m)

Channek-Camp, 03.03.2020, 16:40

Gestern Abend bin ich noch einmal 1,5 km sehr hoch aufgestiegen, um mit ein paar Anderen einen schönen Sonnenuntergang zu beobachten.
Zum Abendbrot gab es unter anderem gebratenes Hühnchen und eine Flasche Rotwein, die wir aber noch nicht getrunken haben.
Die Nacht im Zelt war wieder angenehm warm, obwohl es draußen maximal 5 Grad Celsius war.
Heute Früh sagte Berndt mir als Erstes, da ich gruselig aussehe. Trotz ständigen Nutzens 50er Sonnencreme sind u.a. Augenlider und Lippen verbrannt und angeschwollen.
Ein Glück, das wir uns die 2 Mulis bestellt hatten, denn den Aufstieg auf den Enati hätten wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit geschafft. Der Weg war extrem steil und mit vielen Gesteinsbrocken sehr unbequem. Das Sitzen auf den Mulis mussten wir auch erst üben. Sie sind etwas größer als Esel und einem Pferd ähnlich. Für unseren Guide war das Ganze natürlich kein Problem. Er ist hier geboren und hat uns von oben sein Dorf in der Ferne gezeigt.
Auf dem Enati haben wir Rast gemacht, Vögel bewundert und ein Stück vorher wieder viele Blutbrustpaviane beobachtet.
Von da ging es zu Fuß weiter, aber der steile Abstieg über die gewaltigen Felsmassive war auch nicht einfach, aber wir waren stolz, dass wir das bewältigt haben. Ein bisschen sind wir schon traurig, dass wir uns morgen von dieser schönen Landschaft verabschieden müssen.
Im Camp erwartete uns schon das junge Paar und lud uns zu einer Tasse Tee ein und wir beobachteten dabei viele Blutbrustpaviane, die sich hier im Camp beschäftigten.
Die Füße haben wir uns hier in einem kleinen Fluss gewaschen und jetzt genießen wir Aussicht auf die Felsmassive.
Bei alle Strapazen, diese Landschaft erwandert und erlebt zu haben, wird ein bleibends Erlebnis für uns sein.














Geschafft - Imet Gogo (3947 m)

Geech-Camp, 02.03.2020, 17:00

Gestern gab es zum Abendbrot kein Huhn, aber andere leckere Sachen und danach haben wir das Paar zu uns eingeladen und wir haben uns noch nett unterhalten.
An späten Nachmittag ist ein äthiopischer Wolf, die ziemlich selten sind, in ca. 100 m Entfernung um unser Camp herumgeschlichen.
Lt. unserem Guide sind es hier oben 27/28 Grad Celsius und Nachts 5/6 Grad und wir haben wieder nicht gefroren Dank unserer guten Ausrüstung.
Nach dem Frühstück, ich Rührei, Berndt Oemlett, ging es Richtung Imet Gogo. Der Weg sah relativ einfach und leicht zu bewältigen aus, aber der ständige leichte Anstieg auf fast 4000 m erforderte viel Kraft. Ich schreibe das aus der Sicht einer 70jährigen, jüngeren Leuten fällt es bestimmt leichter. Bei einer Rast holte uns das junge Paar ein, sie hatten das gleiche Ziel. Die Landschaft ist hier wie eine hügelige Grassteppe, mit ganz vielen Lobelien bewachsen. Schon bald sahen wir den Imet Gogo vor uns, aber der Weg zog sich noch hin. Dann sahen wir das junge Paar oben auf dem Felsen sitzen und uns winken. Kirobell, unser Guide dachte, ich würde mir das letzte Stück nicht zutrauen, da es rechts und links steil abfallend war und man auch mit Händen und Füßen klettern musste, aber ich wollte unbedingt dort hin. Der junge Äthiopier kam sogar runter, um mir beim Klettern zu helfen, aber ich habe es allein geschafft. Ich war ganz stolz, als ich hörte, wie er zu seiner Frau sagte: Sie hat meine Hilfe nicht gebraucht, sie hat es ganz allein geschafft. Von oben war die Aussicht wieder atemberaubend, auf der einen Seite da riesige Plateau mit der Abbruchkante und auf der anderen Seite Tal und interessante, große Felsformationen. Wir haben noch ein paar gemeinsame schöne Fotos gemacht und dann kam schon eine Gruppe Franzosen herangestürmt. Der Abstieg war dann fast schwieriger als der Aufstieg. Übrigen hatten wir heute Früh auch wieder Lämmergeier gesehen, die mit ihren 3m Flügelspannweite schon einen imposanten Eindruck hinterlassen.
Wir sind weiter zum Saha gelaufen, von wo wir einen wunderschönen Ausblick in die Tiefe der Landschaft hatten.
Auf dem Rückweg sind uns wieder Hunderte von Blutbrustpavianen über den Weg gelaufen, die mit ihren starken Händen erfolgreich die Erde aufwühlen und Grasbüschel ausreißen.
Wir sind beide sehr glücklich und stolz, dass wir diese traumhafte Landschaft sehen und erleben dürfen und sind auch froh, dass das ganze Semien-Gebirge unter UNESCO-Schutz steht.
Kurz vor 14 Uhr waren wir wieder im Camp und es gab gleich leckeres Mittagessen, Spaghetti und Gemüse.
Dann haben wir erst ein bisschen Ruhe genossen und sind noch mit einem israelischen Paar ins Gespräch gekommen, das grade im Camp angekommen war. Der Mann hatte Angst vor steilen Abgründen und schwierigen Passagen und wollte wissen, ob der Imet Gogo für ihn zu machen ist. Ich konnte ihn beruhigen.
Morgen steht die längste Etappe mit einem steilen Anstieg auf über 4000 m bevor. Wir haben uns zur Sicherheit 2 Mulis bestellt, da wir noch rechtzeitig im nächsten Camp ankommen wollen.












Two Turtles in 3600 m Höhe

Geech-Camp, 01.03.2029, 17:20

Wir haben heute Nacht nicht im Zelt gefroren, da wir schon erfahrene Wanderer sind, dicke Socken, Leggins aus Merinowolle, Schlafsackinlays aus Seide und gute Schlafsäcke haben.
Um Sechs sind wir aufgestanden, haben alles wieder zusammengepackt und zum Frühstück gab es Rührei mit Zwiebeln, Tomate und Paprika, Kaffee und Tee. Um halb Acht ging es los, um noch ein bisschen die Morgenkühle zu genießen. Da es Berndt noch immer nicht so gut ging, begleitete uns ein Muli mit Treiber. Schnell wurde es wieder sehr warm und bald begannen wieder die Ups and Downs. (insgesamt 815 Höhenmeter bergauf und 468 Höhenmeter bergab) Wir konnten wieder diese traumhafte Landschaft genießen und haben die ersten Lämmergeier gesehen.

Sehr schnell waren wir am Ende unserer Kräfte, da die Wege auch besonders steinig und steil waren. So beschlossen wir, wenigstens die Rucksäcke auf das Muli zu laden, um es etwas leichter zu haben. Auf dem Weg hinunter zum Fluss wurden wir von vielen Blutbrustpavianen begleitet. Ein Männchen hat bis zu 40 Weibchen und viele Babys und damit eine grosse Familie.
Am Fluss unten haben wir Mittagsrast gemacht. Ich habe Schuhe und Strümpfe ausgezogen und die Füße im Wasser gekühlt. Wir haben Lunchpakete mit. Kurz danach traf noch ein weiteres Wanderpärchen, ein junger Äthiopier mit seiner englischen Frau ein. Wir hatten sie schon im Sankaber-Camp kennengelernt. Sie sind gut trainiert und doppelt so schnell wie wir.
Nach der Rast ging es auf der anderen Seite des Flusses wieder steil nach oben auf das Plateau und es ging nur im Schildkrötentempo. Ich war immer wieder kurz vor dem Aufgeben, Berndt ging es inzwischen etwas besser, aber er war auch sehr langsam. Wir haben uns nicht auf das Muli gesetzt, sondern uns Schritt für Schritt bis zum Camp durchgebissen. Wir waren 15:30 Uhr oben. Das andere Paar war schon da, begrüßte uns und fand anerkennende Worte. Es sind keine weiteren Gäste hier. Nach 13 km gab es erst einmal Kaffee und Tee. Der Koch hat schon ein Huhn geschlachtet und wir sind gespannt, was es zum Abendbrot gibt.









Two Red faced steam machines in the Semien Mountains

Sankaber Camp, 29.02.2020, 16:50

Pünktlich um halb Acht wurden wir von unserem komfortablen Hotelzimmer abgeholt. Wieder ging die Fahrt durch Dörfer und schöne Landschaft bis nach Debark. Dort haben wir uns im Nationalparkoffice registrieren lassen, dann haben wir unseren Wanderguide, einen mit Kalaschnikow bewaffneten Scout, einen Koch und noch einen Helfer eingeladen, dazu noch Ausrüstung und Essen.
Dann ging es ab in die Berge und direkt am Eingang zum Simien NP gab es eine weitere Kontrolle und Registrierung. Wieder bot sich uns eine atemberaubende Landschaft. Kurz vor 11 Uhr, an einem Aussichtspunkt, mussten wir aussteigen und die Wanderung ging für uns los.
Erst war es ja noch ganz schön, denn wir waren berauscht von der Landschaft, aber schon nach kurzer Zeit begannen Höhe und Hitze uns zu schaffen zu machen. Ich musste mich hin- und die Beine hochlegen, weil der Kreislauf schlapp machte und Berndt hatte wegen der Höhe immer wieder Luftprobleme. Wir haben mehrere kleine Pausen gemacht und nach einer reichlichen Stunde ging es bei mir etwas besser. Dann begannen die, wie Maxi immer sagte, die sensless up and downs, wobei wir uns über jedes down freuten, da wir wie 2 Dampfmaschinn in der Hitze keuchten. Wir sind direkt an der Abbruchkante entlang gelaufen und tief unten sahen wir kleine Dörfer und bewirtschaftete Felder. Der Blick in diese grandiose Landschaft entschädigte uns für unsere Mühe und wir wurden immer wieder an den Grand Canyon erinnert. Unterwegs sahen wir einen Springbock, seltene Vögel und Blutbrustpaviane, die uns dann direkt vor dem Camp begrüßten. Dreiviertel Vier kamen wir im Sankaber-Camp auf 3250 m an, es gab Kaffee, Tee und Popcorn und wir haben ein hübsches kleines Zelt. Es stehen noch mehr Zelte hier und wir hatten unterwegs auch andere Wanderer getroffen, die wir jetzt hier wiedersehen.
Unser Wanderguide ist ein junger Student, der im richtigen Leben Computertechnik studiert.
Jetzt fängt es schon an kühl zu werden und wir werden noch einmal die Freilufttoilette besuchen, bevor es Abendbrot gibt. Unser Abendbrot war ein leckeres 3-Gänge-Menü: Gemüsesuppe, große Platte mit Kartoffeln, Spaghetti, Spinat und Möhren-Bohnen-Gemüse und als Dessert frittierte Banane. Es ist hier gerade Fastenzeit und unser Guide fastet, wie viele andere auch, also kein Fleisch, keine tierischen Produkte, kein Alkohol.
Mit dem Guide bin ich noch ein Stück gelaufen bis zur Abbruchkante und wir haben unmittelbar vor uns eine der seltenen Antilopen und ein paar Springböcke gesehen. Etwas später war Berndt in der Lage, nochmal ein Stück zu laufen und wir haben noch einmal die Antilope gesehen, aber es ist immer schwierig, diese zu fotografieren. Hinter unserem Zelt schlafen 5 - 6 Scouts mit Kalaschnikow im Freien und sie bewachen uns heute Nacht. Das Camp ist nicht eingezäunt und es könnten Nachts aus dem Tiefland Leoparden herauskommen oder auch andere ungebetene Gäste. Es gibt hier kein Wasser, außer das zum Kochen benötigte. Wir behelfen uns mit feuchten Renigungstüchern und Einmalwaschlappen. Zum Zähneputzen gibt es Wasser aus der Trinkflasche. Toiletten sind 2 Löcher mit Türen davor, aber das ist alles kein Problem, wenn man diese wunderschöne Landschaft erwandern und genießen kann.